26.07.2003, 21:43
Zitat:Während international darüber debattiert wird, ob die Fotos der getöteten Saddam-Söhne echt sind und - wenn ja - von den USA als Trophäen präsentiert werden dürfen, tritt eine andere Frage völlig in den Hintergrund. Nach US-Angaben hatten sich neben Udai und Kusai noch zwei Leibwächter in jenem Haus in Mosul verschanzt, ringsum lagen 200 Amerikaner in Stellung. Wieso wurde diese Übermacht nicht genutzt, die Belagerten auszuhungern und später lebendig festzunehmen? Abgesehen davon, dass die Saddam-Söhne Entscheidendes über das Funktionieren der Diktatur und deren Waffenarsenale hätten aussagen können - ein öffentlicher Prozess wäre auch für die Vergangenheitsbewältigung im Irak wichtig gewesen. Vor allem: Eine solche Vorgehensweise hätte jenen rechtsstaatlichen Normen entsprochen, die Washington den Irakern angeblich beibringen will. Das Terrain um das fragliche Haus war TV-Aufnahmen zufolge übersichtlich, Anzeichen für Selbstmord gibt es nach Angaben eines US-Militärs vom Freitag auch nicht. Warum also keine Gefangennahme?quelle: Roland Heine http://www.berlinonline.de/berliner-zeit...2003-07-26
Die Antwort ist: Die USA haben kein Interesse an einem Prozess. Das Risiko, dass dabei Details über die Kooperation der USA mit Bagdad in den 70er- und 80er-Jahren bekannt werden könnten, war Washington einfach zu groß. Auch die Vorkriegsphase samt den Propagandalügen über die weltbedrohende Rolle Iraks will die Bush-Regierung lieber nicht vor Gericht thematisiert sehen. Mit einem Prozess gegen Saddam selbst ist deshalb auch nicht zu rechnen.