Algerien: Tod einer Sahra-Entführten
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Berlin (dpa) - Mit dem Tod einer deutschen Geisel hat das monatelange Entführungsdrama um 15 europäische Sahara-Urlauber eine dramatische Wende genommen. Die Mutter von zwei Kindern starb nach Informationen der ARD an den Strapazen in der glühend heißen algerischen Wüste. Die Frau sei einem Hitzschlag erlegen, teilte das ARD-Hauptstadtstudio am Dienstag ohne Quellenangaben mit.

Ihre Leiche soll in der Wüste begraben worden sein. Die körperlichen und psychischen Belastungen der größtenteils seit fünf Monaten in Geiselhaft gefangenen Touristen werden von Experten als erheblich eingeschätzt.

Das Auswärtige Amt wollte den Tod der Geisel nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren. «Es geht hier um Menschenleben», sagte ein Sprecher. «Im Interesse der Betroffenen, die sich nach wie vor in einer sehr schwierigen Lage befinden, kann die Bundesregierung keinerlei Angaben machen.»

Auch die Kriminalpolizei in Augsburg, die die Angehörigen einiger der Vermissten betreut, gab zunächst keine Auskunft. Unter den zehn deutschen Geiseln waren zwei Frauen aus Augsburg im Alter von 45 und 62 Jahren. Bei der Toten handelt es sich dem Vernehmen nach um die jüngere Frau aus Augsburg.

Die Leiche der Frau sei wahrscheinlich von den Entführern in der Wüste begraben worden, meldete die ARD weiter. Das Auswärtige Amt habe bereits am Dienstagmorgen die Angehörigen informiert. Bislang wurden 10 Deutsche, 4 Schweizer und 1 Niederländer in der Sahara vermisst. Sie waren zwischen Ende Februar und Mitte März verschleppt worden. Das Schweizer Außenministerium wollte sich nicht zum Schicksal der Geiseln äußern.

17 weitere Wüsten-Urlauber waren bereits Mitte Mai aus der Gewalt der islamistischen Terrorgruppe GSPC befreit worden. Im Verlauf des Geiseldramas hatten sich zuvor bereits Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) und Außenminister Joschka Fischer (Grüne) vor Ort um eine Lösung ohne Blutvergießen bemüht.

Widersprüchliche Informationen herrschen über den Aufenthaltsort der Geiseln. Die malische Regierung dementierte am Dienstag Meldungen, dass die Entführten in Mali angekommen seien. «Wir haben keine Informationen, ob sie überhaupt auf dem Weg hierher sind», sagte ein Regierungssprecher in der Hauptstadt Bamako. Am Vortag hatte auch Algeriens Innenminister Mohamed Yazid Zerhouni erklärt, die Entführten seien weiterhin in Algerien und am Leben. Eine algerische Zeitung hatte dagegen zuvor berichtet, das Militär habe den Entführern freien Abzug zugesichert. Diese seien mit den Geiseln auf dem etwa 1200 Kilometer langen Weg ins benachbarte Mali.

Die gesundheitlichen Belastungen der Geiseln werden von Experten als erheblich eingeschätzt. Der Vorsitzende des Sahara-Clubs in Bad Homburg, Gunter Frenzel, sagte der dpa: «Wir wissen nicht, wie viel Wasser und ob sie überhaupt Medikamente zur Verfügung haben. Wir wissen nicht, ob sie zu Nachtmärschen gezwungen werden.» Abgesehen von den körperlichen Entbehrungen komme noch die schwierige psychologische Situation der Geiseln hinzu.

Das Auswärtige Amt blieb auch nach dem Bericht über den Tod der Frau bei seiner Nachrichtensperre. «Die Bundesregierung unternimmt weiterhin alles in ihrer Macht Stehende, um den Betroffenen zu helfen», sagte ein Ministeriumssprecher. Die Bundesregierung stehe im regelmäßigen und offenen Kontakt mit den Angehörigen der Geiseln. Diese würden «ausführlich und intensiv» über die Erkenntnisse unterrichtet.

Nach früheren Angaben des Leiters des Krisenstabs im Schweizer Außenministerium, Botschafter Peter Sutter, arbeitet in Mali bereits ein Stab von zehn Beamten der Regierungen Deutschlands, der Schweiz und der Niederlande. Der deutsche Außen-Staatssekretär Jürgen Chrobog hatte vor einer Woche in Mali mit Staatspräsident Amadou Toumani Touré über die Bemühungen zur Freilassung der Sahara-Geiseln gesprochen.

[Bild: jpeg-1f705350-20030729_4426678_onlineBild.jpg]

Das Archivbild zeigt einen Wachturm in einer steinigen Landschaft in der algerischen Wüste (undatiert). Eine der in Algerien entführten deutschen Geiseln ist nach Angaben des ARD-Hauptstadtstudios tot. Die Frau sei an den Folgen der Strapazen in Algerien gestorben. Die Leiche der Frau sei wahrscheinlich von den Entführern in der Wüste begraben worden.
Liebe Grüße,
cHAp  :drink:

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