Österreich, Land der neun Mobilfunknetze
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Pünktlich zum Jahresultimo ist mit tele.ring der fünfte österreichische UMTS-Anbieter auf den Markt gekommen. Kein anderer Staat der Welt hat auch nur annähernd so viele 3G-Netze landesweit in Betrieb. Die Lizenzbedingungen schreiben den sechs Lizenznehmern vor, spätestens ab heute ein kommerzielles Angebot zu machen und mindestens 25 Prozent Netzabdeckung (Population Coverage) zu bieten, Ende 2005 müssen es 50 Prozent sein. Zusammen mit den vier bestehenden GSM/GPRS-Netzen gibt es in Österreich (acht Millionen Einwohner) also seit heute nicht weniger als neun Mobilfunknetze und sechs Anbieter.

Neben dem Ex-Monopolisten Mobilkom Austria betreiben T-Mobile, One und tele.ring je ein GSM- und ein UMTS-Netz. Während die GSM-Netze allesamt flächendeckend ausgebaut sind (je über 98 Prozent Abdeckung) schwankt die Coverage bei UMTS deutlich. Die bereits Ende April gestartete Mobilkom hat schon die für 2005 vorgeschriebenen 50 Prozent erreicht. Der Anfang Mai auf den Markt gekommene chinesische Neustarter 3 (Hutchison Whampoa) sowie die seit 10. Dezember aktive T-Mobile versorgen je 37 von Hundert Wohnsitzen. Die gestern beziehungsweise heute eingeschalteten Netze von One und tele.ring beschränken sich mehr oder weniger noch auf die vorgeschriebenen 25 Prozent. Die drei im Dezember gestarteten Anbieter sind über den erzwungenen Start wenig glücklich, da sie "keine vernünftigen Endgeräte anbieten können".

Am Deutlichsten gibt dies tele.ring zu verstehen, die erst im zweiten Quartal echte Angebote machen dürfte. Wie heise online aus unternehmensnahen Kreisen erfahren hat, kann sich der GSM-Preisbrecher im Weihnachtsquartal über einen Rekordzuwachs von rund 100.000 Kunden netto freuen. Offiziell wird dies ebenso wenig bestätigt, wie die Absicht, mit dem UMTS-Tarifplan potenzielle 3G-User abzuschrecken. Allerdings sind die UMTS-Anmeldegebühr von 99 Euro sowie der monatlich zu entrichtende Betrag von 35 Euro für 50 MByte Traffic sicher nicht dazu prädestiniert, die Massen hinter den winterlich geheizten Öfen hervor zu locken. Denn selbst dieses Paket ist nur in Verbindung mit dem Einzelkunden-Tarif mit der höchsten Grundgebühr (33 Euro pro Monat) erhältlich. Als Endgerät steht zwar das Siemens U15 mit 899 Euro für Neukunden in der Preisliste, die offizielle Lieferzeit beträgt allerdings sechs bis acht Wochen.

Doch auch bei der Konkurrenz, die auf UMTS-Datentransport die GPRS-Tarife anwendet, ist von Angebotsvielfalt keine Rede. T-Mobile bietet in einigen seiner Shops das Nokia 6650 um subventionierte 500 Euro an. One hat einige Nokia 7600 ergattert, die seit gestern in einzelnen Geschäften von Neukunden um je 999 Euro erworben werden können. Die Mobilkom hat seit April unverändert das Siemens U10 im Angebot, der Erstanmeldepreis beträgt hier 799 Euro. Der 2G-Marktführer weist etwas über 1.500 UMTS-Nutzer auf und bietet diesen diverse Videostreams an.

Eine vierstellige 3G-Kundenzahl kann nur 3 aufweisen. Doch das selbst gesteckte Ziel von 90.000 Kunden bis Jahresende wird dennoch deutlich verfehlt, per 15. Dezember waren es offiziell gerade "über 15.000". Diese können außerhalb der UMTS-Versorgung ohne Aufpreis das GSM-Netz der Mobilkom nutzen. Auch 3 klagt seit Anbeginn über einen Mangel an Endgeräten, im Herbst war sogar etwa zwei Wochen lang kein einziges Handy verfügbar. Im Weihnachtsgeschäft wird das Motorola A920 (mit Bluetooth A925) feil geboten. Je nach gewähltem Tarifmodell werden dafür 99 bis 599 Euro fällig. Die für Januar angekündigten Modelle Motorola A835 und NEC e616 werden 99 bis 399 Euro kosten. Der Netzbetreiber bietet eine Vielzahl von Videodownloads und derzeit als Einziger Videotelefonie an.

Der sechste UMTS-Lizenzinhaber, die Telefonica-movilés-Tochter 3G Mobile, war einen Tag vor Heilig Abend an Mobilkom Austria verkauft worden, nachdem bereits im Vorjahr mangels Aussicht auf finanziellen Erfolg alle Aktivitäten gestoppt worden waren. Die Mobilkom profitiert von zusätzlichen Frequenznutzungsrechten und steuerschonenden Verlustvorträgen, die Spanier haben wenigstens einen kleinen Teil ihrer Lizenzgebühren wiedererlangt. Dennoch gibt es in Österreich einen sechsten Mobilfunk-Anbieter. Tele2 betätigt sicht seit November als Enhanced Service Provider im GSM-Netz One und dürfte das Ziel von 50.000 Kunden zum Jahresende ohne Mühe erreicht haben. Im neuen Jahr will Tele2 ein eigenes Netz mit der Kennzahl 0688 in Betrieb nehmen und nur mehr die Sender von One nutzen, sich aber weiterhin auf Nischenmärkte konzentrieren.

Indes werden 2004 die UMTS-Netze weiter ausgebaut werden; nur im Bundesland Salzburg, wo 3G politisch unerwünscht ist, dürfte sich kaum etwas bewegen (siehe dazu auch Ausgabe 1/2004 von c't, S. 43). Aus Kundensicht wird die Einführung der Nummernportabilität im Mobilfunk per 1. Mai die größte Neuerung darstellen. Da damit vor allem die Wechselbereitschaft von Unternehmen steigt, kann im Laufe des neuen Jahres mit niedrigeren GPRS-Tarifen gerechnet werden.

Quelle: http://www.heise.de
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