Krieg am Golf
#1
Irak schlägt zurück


Irak hat offenbar Kuwait angegriffen. Das berichtet der arabische TV-Sender El Dschasira. Nördlich von Kuwait-Stadt sollen zwei irakische Raketen eingeschlagen sein. Augenzeugen berichteten zudem von Raketenabwehrfeuer. Kuwaitische Sicherheitskreise bestätigten heftige Detonationen, konnten aber die Ursache noch nicht klar ausmachen.

Ein CNN-Reporter sprach von einem Alarm bei den US-Truppen in Kuwait. Die Soldaten wurden aufgerufen, sicherheitshalber Schutzmasken aufzusetzen und sich in Sicherheit zu bringen. Es sei noch unklar, ob es sich um eine Rakete oder ein anderes Geschoss gehandelt habe. Über Schäden oder Opfer wurde nichts bekannt.

Mit einem gezielten Angriff auf Saddam Hussein haben die US-Streitkräfte am frühen Morgen den Krieg gegen den Irak begonnen. Bislang ist unklar, ob der irakische Machthaber getroffen wurde. Iraks Informationsminister Mohammed Said el Sahhaf dementierte Meldungen, nach denen der Bunker mit der obersten Führung des Landes getroffen worden sei.

Rund drei Stunden nach dem Militärschlag strahlte das Fernsehen eine Ansprache Saddams aus. Dabei blieb unklar, ob die Rede möglicherweise vorher aufgezeichnet worden war. Nach Angaben der offiziellen irakischen Nachrichtenagentur INA wurden bei den Angriffen zehn Menschen getötet. Eine Bestätigung aus anderen Quellen gab es dafür bislang nicht.

Die Aktion erfolgte laut Washington Post auf Grund von Informationen des amerikanischen Geheimdienstes CIA. Danach soll Saddam Hussein die Nacht in einem identifizierten Haus in der Hauptstadt verbracht haben. Daraufhin seien Marschflugkörper vom Typ Tomahawk auf dieses Ziel programmiert und von Schiffen im Persischen Golf und im Roten Meer abgeschossen worden. Tarnkappenbomber vom Typ F 117 warfen nach Pentagon-Angaben vier Präzisionsbomben ab, die in der Lage sind, schwere Bunkerwände zu durchschlagen.

In den USA sprach Präsident George W. Bush in einer nur vierminütigen Fernsehrede von Angriffen auf "ausgewählte Ziele von militärischer Bedeutung".

Militärexperten gingen davon aus, dass die große erste Angriffswelle erst in zwölf Stunden oder später erfolgen werde.

Aufruf zum "Heiligen Krieg"

Der irakische Präsident Saddam Hussein hat sich kurz nach Beginn des Krieges in einer Fernsehansprache an sein Volk gewandt und den Irakern den Sieg über das "amerikanisch-zionistische Bündnis" versprochen. "Wir werden mit Gottes Hilfe siegen", sagte Saddam, der seine Rede in Uniform vorlas. Der amerikanische Präsident George W. Bush sei ein Verbrecher, fügte er hinzu. Der "Heilige Krieg" habe begonnen, sagte Saddam.

Angriff mit Tarnkappenbombern

Die ersten Angriffe seien noch nicht der Auftakt eines massiven Bombardements mit Marschflugkörpern und Bomben, die für die kommenden Tage geplant seien, verlautete aus den Kreisen. Ziele seien Einrichtungen der irakischen Führung gewesen. Die Angriffe hätten die Kontroll- und Kommando-Strukturen der irakischen Armee zum Ziel gehabt, sagte ein US-Armeesprecher in Kuwait-Stadt. Ihr Erfolg habe großen Einfluss auf die weitere Taktik. "Wenn sie erfolgreich waren, können sie das, was wir hier tun, radikal verändern", sagte er.

Die USA griffen nach Angaben aus Armeekreisen zunächst mit Tarnkappenbombern des Typs "Stealth " und Marschflugkörpern an. Aus den Explosionsorten in Bagdad sei zu schließen, dass Luftabwehrstellungen der irakischen Armee getroffen worden seien.Ein irakischer Militärsprecher sagte, es seien Positionen und Einrichtungen der Armee getroffen worden. Er nannte keine Einzelheiten.

"Die Einsätze halten an", sagte ein hochrangiger Admiral auf dem US-Kriegsschiff "USS Abraham Lincoln". An den ersten Angriffen am Morgen seien vier US-Kriegsschiffe und zwei U-Boote beteiligt gewesen. Es seien Raketen des Typs "Tomahawk" abgefeuert worden.

Erste Reaktionen

In einer ersten Reaktion äußerte sich die Bundesregierung "mit großer Sorge und Betroffenheit " über den Beginn des Irak-Kriegs. Ebenso bedauerte die russische Führung den Beginn des Kriegs. Auch Frankreichs konservative Regierungspartei UMP kritisierte den Angriff.

Tausende Menschen sind nach Bushs Fersehansprache durch die Straßen von San Francisco gezogen, um gegen den Krieg gegen den Irak zu demonstrieren. Die Gruppe "Direct Action to Stop the War" rief zu Straßenblockaden in der Westküstenmetropole auf. Ein Demonstrant war von der Golden Gate Brücke gestürzt, als er dort ein Protestplakat anbringen wollte. Der Mann starb.

Unmittelbar nach Beginn des Irak-Krieges haben die Aktienkurse in Asien und Australien in der Hoffnung auf ein schnelles Ende des Konflikts zugelegt. Die Preise für Nordsee-Öl und Gold gaben deutlich nach. Der Euro gewann leicht hinzu.

David gegen Goliath


Natürlich ist der Irak chancenlos. Experten gehen davon aus, dass die irakische Armee heute deutlich schwächer ist als zur Zeit des Golfkriegs von 1991. Das Center for Strategic and International Studies in Washington schätzt das irakische Heer auf 350.000 Mann. Diese verfügen über rund 2.200 bis 2.600 Panzer und 3.700 gepanzerte Fahrzeuge. Dazu kommen zwar 650.000 Reservesoldaten. Nach mehr als zehn Jahren mit Sanktionen, Waffenembargo und Luftangriffen wird ihre Kampfkraft, vor allem aber ihre Motivation als dürftig eingeschätzt.

Dann ist da noch die irakische Luftwaffe. Sie verfügt lediglich über gut 300 Maschinen (von denen ein Drittel nicht einsatzbereit sein soll), 850 Boden-Luft-Raketenwerfer und 3.000 Flakgeschütze. Viel ist das nicht. Die irakischen Piloten gelten zudem als schlecht ausgebildet.

Kern der irakischen Verteidigung ist die Elitetruppe der so genannten Republikanische Garde, 60.000 bis 80.000 Kämpfer. Noch immer ist unklar, ob der Irak biologische und chemische Kampfstoffe besitzt - die UN-Inspektionen ergaben jedenfalls keinen Beweis für die Existenz von Massenvernichtungswaffen.

Die militärische Stärke der USA und ihrer Verbündeten am Golf basiert ebenfalls auf Schätzungen. In der Region sind derzeit mehr als 250.000 Soldaten stationiert, davon rund 45.000 Briten. Allein in Kuwait stehen 140.000 Soldaten. Mehr als 1.100 Kampfflugzeuge und Truppentransporter befinden sich auf Basen und Flugzeugträgern rund um den Irak. Fünf amerikanische und ein britischer Flugzeugträger kreuzen im Golf, zwei US-Flugzeugträger sind im östlichen Mittelmeer und im Roten Meer.

"Rollender Start"

Und immer mehr Soldaten und Kriegsgerät werden in die Region transportiert. Das Konzept des Angriffs heißt "rolling start": Die USA und Großbritannien warten nicht, bis alle Truppen vor Ort sind. Der "rollende Start" soll den US-Truppen die Möglichkeit geben, den Zeitpunkt des Angriffs frei zu bestimmen. Beim Golfkrieg vor zwölf Jahren hatten die USA und ihre Alliierten sich sechs Monate Zeit gelassen, um ihre Truppenstärke voll aufzubauen.

Längst liegt die Strategie für den Krieg auf dem Tisch. Die Pentagon-Planer wollen in den ersten 48 Stunden des Kriegs rund 3.000 Bomben und Raketen auf den Irak regnen lassen. Erst dann sollen Bodentruppen Richtung Bagdad marschieren.

Die Streitmacht, die die USA am Golf zusammengezogen haben, ist nur etwa halb so groß wie beim Golfkrieg 1991. Damals hatten die USA die militärische Kraft des Irak im Vorfeld des Krieges stark übertrieben. Der Irak verfüge über mehr als eine Million Soldaten, behauptete der damalige Verteidigungsminister und heutige Vizepräsident Richard Cheney – der Wahrheit entsprach dies nicht.

Damals starben rund 150.000 Menschen. Auf alliierter Seite kamen 148 Soldaten ums Leben, 38 davon durch "friendly fire".
MfG flint

Milchkaffee trinker und
Schokoschaum schlürfer!


[Bild: banner1.gif]
  Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Krieg am Golf - von fl!nt - 20.03.2003, 10:48
[Kein Betreff] - von MasterP - 20.03.2003, 20:36
[Kein Betreff] - von pattex - 20.03.2003, 20:41
[Kein Betreff] - von MasterP - 20.03.2003, 20:50
[Kein Betreff] - von wishkah - 21.03.2003, 19:53

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 4 Gast/Gäste