Zitat:Original von pattex
Wow! Das Bild sieht richtig gut aus! Tolles Bild! Irgendwie nachbearbeitet?
Bearbeitet sind alle meine Fotos, die ich in`s Netz stelle. Und zwar immer in Bezug auf die Schärfe. Oft sind Korrekturen beim Kontrast und manchmal auch bei der Farbsättigung nötig.
Wenn ich bestimmte Software-Effekte einsetze, weise ich in der Bildbeschreibung darauf hin.
Ein PlugIn, das ich z. B. häufig verwende, ist
ContrastMask, wenn das Foto einen zu hohen Kontrastumfang aufweist.
ContrastMask habe ich auch bei diesem Foto des Riesenrads eingesetzt, da der rechte Bildteil (Rathaus mit dem Lippstädter Wappen) in den Schatten keinerlei Zeichnung mehr aufgewiesen hätte.
Aber deine Frage zielt wohl eher darauf ab, wie authentisch ein Foto ist. Was ist "echt" und was wurde per Bildbearbeitungssoftware "hinzu geflunkert"?
Nun, im Grunde gibt es keine "echten" Fotos, zumindest keine, die die Farb- und Lichtverhältnisse der Realität entsprechend 1 zu 1 umsetzen. Den realen Verhältnissen kann man sich nur nähern.
Bei Digitalkameras entscheidet vor allem der Weissabgleich darüber, wie warm, neutral oder kalt die Farben eines Bildes rüberkommen.
In der Analogfotografie ist das schon etwas komplizierter. Da unterscheiden sich zum einen die Filme in ihrer Farbcharakteristik aber auch die Wahl des Entwicklers und überhaupt der gesamte Entwicklungsvorgang nehmen Einfluss auf das erste Endergebnis: das Negativ bzw. das Diapositiv.
Danach folgen im Labor weitere Bearbeitungsschritte, wenn nämlich von den Negativen (oder Dias) Papierabzüge gemacht werden sollen.
Die Wahl des Vergrößerers bestimmt schon, ob die Positive einen weicheren Kontrast (bei Verwendung von Mischlicht-Vergrößerern) oder einen härteren Kontrast (Vergrößerer mit Kondensor-Kopf) bekommen. Einfluss auf den Kontrast nehmen dann auch noch die unterschiedlichen Papiergradationen. Weitere Faktoren sind die unterschiedlichen Entwickler, die Entwicklungszeiten, ob man auf PE-Papier (Kunststoff) oder auf klassischem Baryt-Papier vergrößert etc. etc. etc.
Das alles kann man gar nicht in so einem thread umfassend behandeln. Dazu gibt es eine Unmenge schlauer Bücher und im Internet auch viele Tipps.
Aber man sieht schon: es mag zwar Originale geben (in der Analogfotografie das Negativ / Dia), aber das bedeutet nicht zwingend, dass diese nun die Raelität genau wiedergeben.
Und mit jedem weiteren Bearbeitungsschritt, analog oder digital, fließen auch weitere Manipulationen in das Bild mit ein. Nicht erst dann, wenn man der Filteritis von PhotoShop und Co. erliegt.
Um aber auf das Beispielfoto des Riesenrads zu kommen:
Auffällig ist ja die sehr starke Farbsättigung... wie kam diese nun zustande?
1. Analogfotografie:
Bei Farbnegativfilmen erreicht man eine stärkere Farbsättigung durch Überbelichtung um 1-2 Blendenwerte. Dieses habe ich z. B. bei dem Riesenrad-Foto gemacht. Nachteil der Überbelichtung ist eine geringfügige Verschlechterung des Auflösungsvermögens.
Bei Diafilmen führt eine leichte Unterbelichtung von ca. 1 Blendenwert zu einer Erhöhung der Farbsättigung.
2. Digitalfotografie:
Hier verhält es sich so wie bei den Diafilmen in der Analogfotografie. Eine leichte Unterbelichtung führt zu kräftigeren Farben.
Die Farbsättigung beim Riesenradfotos beruht im wesentlichen auf diese 3 Faktoren:
1.
Einsatz eines Polfilters
2. Überbelichtung um 2 Blendenwerte (Film wurde also praktisch nicht wie ISO 200 sondern wie ISO 50 belichtet)
3. Beim Scannen (Scanner: Canon CanoScan 8400F) wurde bewusst ein "falsches" Farbprofil gewählt. Da der Scanner für AGFA-Filmmaterial nur drei Farbprofile hat, nämlich die Profile "AGFA Optima II Prestige 400" , "AGFA Ultra 50" und "AGFA Ultra 100", habe ich das Farbprofil vom "KODAK Gold 100" genommen.
Ein spezielles Farbprofil für den Agfacolor XRG 100 gibt es bei meinem Scanner nicht.
Vielleicht poste ich in meinen nächsten Beiträgen mal ein paar Beispiele der unterschiedlichen Farbprofile und verdeutliche das anhand von screenshots...
Unten vorab schon mal ein Beispiel für dasselbe Negativ (Aufbau des Riesenrads), hier aber mit dem Farbprofil "AGFA Ultra 50".
Die Farben wirken wesentlich zurückhaltender, nicht so knallig und insgesamt auch etwas kälter. Insgesamt machen die Farben des Fotos einen natürlicheren Eindruck.
Also ist dieses Foto dann "richtiger", "echter" und "realistischer"?
Nicht wirklich. Denn die Abendsonne gab an jenem Tag tatsächlich ein stark gelbliches Licht ab und die Wolken sahen in der Tat leicht rötlich aus.
Riesenrad im Licht der untergehenden Abendsonne
Farbprofil "AGFA Ultra 50"
Motiv: Aufbau des Riesenrads auf der Herbstwoche 2006 in Lippstadt
Schausteller: Willenborg (München)
Aufnahmezeit: Oktober 2006
Kamera: Nikon FE
Objektiv: Tokina 17 mm Weitwinkel
Filter: Polfilter
Filmmaterial: Agfacolor XRG 200 (Farbnegativfilm mit ISO 200)
Hier klicken um das Foto in der Originalauflösung anzuschauen!