Registriert seit: Feb 2004
Hi
ich versuche grade diesen Liedtext zu interpretieren, was versucht er auszusagen?
Meint der Schreiber, dass mit allem Abgeschlossen ist? Das es sowieso egal ist was passiert? Was ist symbolisch gemeint? Was versucht man hier überhaupt auszusagen?
Gibt es nichts mehr zu reden? Haben wir schon alle Antworten? Auch auf Fragen die wir noch nicht gestellt haben!?!?!?
Is wichtig bitte schnell antworten *gg*
Zitat:Alle Fragen sind gestellt
und alle Phrasen eingeübt.
Wir sind die letzten einer Welt,
aus der es keinen Ausweg gibt.
Denn alle Sünden sind gewagt.
Die Tugenden sind einstudiert,
und alle Flüche sind gesagt,
und alle Segen revidiert.
Die Häßlichkeit empört uns nicht.
Die Schönheit scheint uns längst banal.
Die gute Tat belehrt uns nicht.
Die böse Tat ist uns egal.
Denn alle Wunder sind geschehn,
und alle Grenzen sind zersört.
Wir haben jedes Bild gesehn,
uns alle Klänge totgehört.
Alle Fragen sind gestellt,
und alle Chancen sind verschenckt.
Wir sind die letzten einer Welt,
die stets an ihren Selbstmord denkt
Und alles, alles was passiert,
hilft uns, die Zeit zu überstehn.
Weil jedes Leid uns delektiert,
sehn wir dich gerne untergehn
Elisabeth...Elisabeth.
Für schnelle Antworten wäre ich dankbar
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Registriert seit: Mar 2002
Auf mich wirkt der Text so, als wolle er aussagen, dass wir aufgrund der Reizüberflutung (täglicher Info-Gau durch die Medien) gegenüber allem Schönen und Hässlichem abgestumpft sind. Es bedarf immer stärkerer Bilder um uns noch aufzurütteln. Sorry, aber das ist meine "Schnell-Interpretation".
Registriert seit: Feb 2004
Das ist eine Interessante Interpretation
aber der Text wird im Musical Elisabeth an Elisabeth Hochzeit gesungen am 24.April 1854
da war die Medien überflutung noch nicht so extrem es kann allerdings auch sein, das was ich vorhin gedacht habe,
dass elisabeth ja als Symbol für Österreich gelten soll.
Und die Wiener Gesselschaft schon derartig abgestumpft ist (den damaligen normen nach, musste man sich ja auch immer schön verstellen)
Aber dass die gesselschaft abgestumpft ist, ist ein super ansatz DANKE!!!!!!! :-D =)
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Registriert seit: Feb 2004
Ich hab mal eine art "Private Doktorarbeit" über Reprisé Interpretation geschrieben, das ist ein Trick den Musical schreiber benutzen um dem zuschauer das Musical Vreständlicher zu machen
ein versteckter Trick in einer Szene wird etwas angedeutet, das mit einer bestimmten Musik begleitet wird und später wird etwas ähnlcihes mit der selben Musik wiederholt, dass hat zur folge, dass es beim Publikum "klick" macht.
z.B. singt Mozart beim Tod seiner Mutter das Lied "Graussammes Leben" wo eingangs das Leben mit einer brennenden Kerze vergleicht und den Tod mit dem erlöschen dieser Kerze.
etwa 1,5 Stunden später stirbt Mozart und man sieht, dass in der Stunde des Todes auf Mozarts Nachttisch eine Kerze erlischt (Mozart ist um 0:5 gestorben also passt das mit Kerze.. es war logischerweise dunkel)
das ist das beste Bespiel für den Reprisé trick (oh ich hätte das mal patentieren lassen sollen ich glaub das hat noch keiner gemacht.. jetzt aber shcnell is ja meine endeckung *Ggg*)
und das ist mir grade im Libretto von Elisabeth wieder aufgefallen...
etwa 30 Minuten später wird dieses Lied gesungen
Zitat: 10. EIN WIENER KAFFEEHAUS
An anderer Stelle der Bühne sehen wir Lucheni als Kaffeehausober auf dem Weg von der Küche zur Gaststube
LUCHENI (gesprochen):
Ma que cazzo voi! Die Welt geht unter, indubbiamente.
Bei Hof hat man das noch nicht bemerkt. Aber in
den Kaffeehäusern von Wien weiß das jeder.
Die Szene wird hell. An Kaffeehaustischen sitzen verschiedenen Intellektuelle. Sie lesen Zeitung, rauchen Zigarren, schreiben, spielen Schach, langweilen und unterhalten sich. Lucheni serviert und nimmt Bestellungen auf.
PROFESSOR:
Was steht im Feuilleton?
JOURNALIST:
Wie schmeckt heut die Bouillon?
STUDENT:
Spielt irgendwer mit mir Skat?
BOHEMIEN:
Mein Gott, ist mir wieder fad!
POET:
Unsre junge Kaiserin weint den ganzen Tag.
Sie isst nicht mehr, seit sie ihr Kind verlor.
BOHEMIEN:
Noch eine Melange!
LUCHENI:
Noch eine Melange.
CAFÉGAST 1:
Schwanger ist sie wohl auch!
STUDENT 2:
Sie zeigt nicht mehr den Bauch.
LUCHENI & POET:
Zu lang entbehren wir schon den Erben für den Thron.
BOHEMIEN 2:
In Zirkus Renz war sie neulich zu Gast.
CAFÉGAST 2:
Der Mutter des Kaisers hat’s gar nicht gepasst.
ALLE (außer Lucheni):
No, und wenn schon –
wir sitzen im Kaffeehaus ‘rum
und erwarten gähnend die Apokalypse.
LUCHENI (gesprochen):
Schwätzer! Wissen alles und nichts. Hocken da
per ingannare il tempo. Schlagen die Zeit tot. Tagaus,
tagein.
POET:
Wieder ein Jahr vorbei!
BOHEMIEN:
Das ist mir einerlei!
PROFESSOR (in der Zeitung lesend):
Wir haben ein Konkordat!
STUDENT:
Wer spielt heut mit mir Skat?
JOURNALIST:
Unser junger Kaiser zeigt nicht viel Geschick.
Jedenfalls nicht in der Politik.
BOHEMIEN:
Noch ein Likör!
CAFÉGAST 1:
Der letzte Krieg um die Krim hat uns neutralisiert.
STUDENT 2:
Und jetzt ist Österreich politisch ganz isoliert.
PROFESSOR:
Frankreich, England, Russland
stehn in einer Front.
Und jetzt gibt es Krieg im Piemont.
ALLE (außer Lucheni):
No, und wenn schon –
wir sitzen im Kaffeehaus ‘rum
und erwarten gähnend die Apokalypse.
STUDENT:
Diesmal war es ein Sohn, wer hätt’ es geglaubt.
POET:
Und auch ihn hat man gleich der Mutter geraubt.
JOURNALIST:
Ich hab erfahr’n, sie mag die Magyarn!
PROFESSOR & STUDENTEN:
Denkt sie liberal?
BOHEMIEN & POETEN:
Ist sie radikal?
ALLE (außer Lucheni):
Sie ist eine seltsame Frau!
No, und wenn schon, gut für die Apokalypse.
LUCHENI:
Als Rudolf zur Welt kam,
hatte die Mutter im Wochenbett
eine schreckliche Vision.
Sie sah rote Fahnen,
Massen von Menschen am Ballhausplatz
mit Fäusten sie bedrohn.
Sie sah Barrikaden
und darauf den eigenen Sohn
als Führer der Revolution!
POET:
Herrlich exzentrisch!
BOHEMIEN:
Schön dekadent.
STUDENT & PROFESSOR:
Österreich braucht jetzt ein Parlament!
ALLE:
No, und wenn schon –
wir sitzen im Kaffeehaus ‘rum
und erwarten gähnend die Apokalypse.
No, und wenn schon –
wir sitzen im Kaffeehaus ‘rum
und erwarten gähnend die Apokalypse.
ERSTE GRUPPE:
Weil uns fad ist, weil’s net schad is...
ZWEITE GRUPPE (gleichzeitig):
Stieren, schnofeln, plauschen,
plaudern, rauchen, pofeln, raunzen, zaudern, lesen, dösen
beim Kaffee!
DRITTE GRUPPE (gleichzeitig):
Weil uns fad is, desolat is...
weil’s net schad is, weil, was g’maht is
und parat is, g’schieht ja eh!
Lichtwechsel und Verwandlung.
Wenn man das liest und es im hinblick auf den Reprisé Trick betrachtet, dann fällt einem auf das bestimmt das selbe gemeint ist
und damit ist es eindeutig es ist ein Problem in der Wiener gessleschaft des 19 Jh.
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Registriert seit: Mar 2002
Zitat:Original von DrJekyll
Das ist eine Interessante Interpretation
aber der Text wird im Musical Elisabeth an Elisabeth Hochzeit gesungen am 24.April 1854 [...]
So etwas hatte ich fast schon geahnt... :lachen:
Zitat:Original von DrJekyll
[...]
da war die Medien überflutung noch nicht so extrem es kann allerdings auch sein, das was ich vorhin gedacht habe,
dass elisabeth ja als Symbol für Österreich gelten soll.
Und die Wiener Gesselschaft schon derartig abgestumpft ist (den damaligen normen nach, musste man sich ja auch immer schön verstellen)
Aber dass die gesselschaft abgestumpft ist, ist ein super ansatz DANKE!!!!!!! :-D =)
Jetzt spinne ich den Gedanken mal weiter: oft wird ja gesagt, dass die "heutige" Gesellschaft abgestumpft sei und natürlich liegt es dann nahe, es auf die Medien zu schieben. Aber vielleicht ist es ja auch so, dass alle Gesellschaften zu allen Zeiten sich eine selektive Wahrnehmung bewahrt haben. Dass sie also alles, was sie hätte aufrütteln müssen, "ausgeblendet" haben. Wir (und jede Generation vor uns und wohl auch nach uns) neigen wohl dazu, die Vergangenheit zu verklären. Im Sinne von "früher war alles viel besser". Respektive früher waren die Menschen gegenüber ihrer Umwelt noch nicht so abgeschottet.
Aber ist das wirklich so?
War früher alles besser? Und hat man sich mehr für das Schicksal seiner Mitmenschen interessiert?
Ich glaube das nicht.
Registriert seit: Feb 2004
ICh hab das ganze jetzt so interpretiert, dass die Gesellschaft in dem Moment sich garnicht weiter entwickeln will, sie neigen dazu, dass alles was grade da ist gut ist und sie wollen nicht mehr sie denken sie wissens chon alles und brauchen nicht mehr (Wir haben jedes Bild gesehen uns alle klänge tot gehört)
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Registriert seit: Mar 2002
Zitat:Original von DrJekyll
[...]
ein versteckter Trick in einer Szene wird etwas angedeutet, das mit einer bestimmten Musik begleitet wird und später wird etwas ähnlcihes mit der selben Musik wiederholt, dass hat zur folge, dass es beim Publikum "klick" macht.
[...]
Diese Art der Konditionierung erinnert mich an "Pawlow`s Dog".
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